„Zur Zeit Kaiser Zimiskes, als die Skyten das Römische Reich bedrängten, und der Kaiser selbst durch sie in Gefahr geriet, erhob sich plötzlich ein heftiger Sturm, während dessen Wüten brennende Fackeln in das Heer der Skyten getragen wurden. Gleichzeitig sah das ganze römische Heer einen geheimnisvollen Reiter auf einem Schimmel, als erster in den Kampf ziehen, wodurch die Feinde, zu ihrer baldigen Niederlage, in Verwirrung gerieten. Der Überlieferung nach war der Reiter kein anderer, als der hl. Theodor Stratilates. Die Heimatstadt des hl. Theodor wurde später in Theodoropolis umbenannt. Heute heißt sie Avkhat. Wallfahrtsorte des hl. Theodor, der am 8. Februar und am 8. Juni, dem Tag der Übertragung seiner Reliquien nach Euchaita verehrt wird, befinden sich in Konstantinopel, in Athen, in Venedig, in der röm.-kath. Kirche San Salvatore, wohin seine Reliquien im Jahre 1260 von Mesembria gebracht wurden, außerdem in Rom, und in Köln.

Denn als die Befehlshaber und die Obrigkeiten Gothlands anfingen, die Christen zu verfolgen, und sie zwangen, von den Götzenopfern zu essen; und als einige Heiden auf den Gedanken verfielen, den Christen, die mit ihnen verwandt waren, Fleisch vorzusetzen, welches nicht geopfert worden war, als wäre es geopfert worden, und so ihre Verwandten zu retten, und die Verfolger zu täuschen, weigerte sich der selige Sabas, als er dieses erfuhr, nicht nur selbst von den verbotenen Speisen zu essen, sondern trat öffentlich hervor und erklärte Allen ausdrücklich: „Wer von diesem Fleische isst, kann kein Christ mehr sein.“ Und hierdurch verhütete er, dass nicht Alle in des Teufels Schlinge fielen. Daher jagten ihn diejenigen, welche diesen Kunstgriff gebrauchten, aus jenem Städtchen, riefen ihn aber nachher wieder zurück. Da aber die Verfolgung aufs Neue begann, opferten Einige von den Heiden desselben Städtchens den Dämonen, und erboten sich durch einen Eidschwur zu bekräftigen, dass in ihrem Städtchen kein Christ gefunden werde. Allein Sabas trat abermals voll Mut hervor, nahte sich ihrer Versammlung und sprach: „Niemand schwöre für mich; denn ich bin ein Christ.“ Als nun der Verfolger auf der Eidesforderung bestand, schworen die oben erwähnten Heiden, nachdem sie ihre Verwandten verborgen hatten, dass sich nur ein einziger Christ in ihrem Städtchen befinde. Sobald der gottlose Beamte dieses hörte, befahl er, diesen Einzigen (dieses aber war der selige Sabas) vorzuführen. Da er nun vorgeführt wurde, fragte jener die Umstehenden, wie viel er Vermögen hätte. Als aber jene antworteten, dass er nichts weiter, als das Kleid am Leibe besäße; verachtete ihn der gottlose Mann mit der Bemerkung, dass ein solcher weder Gutes noch Böses stiften könne. Nach diesen Worten ließ er ihn fortschaffen.

Als nachher in Gothland von den Sündern wieder eine schreckliche Verfolgung angeregt wurde, und das heilige Osterfest nahe war, wollte Sabas in eine andere Stadt reisen, um mit dem Priester Gutthika diesen heiligen Tag zu feiern. Unterwegs aber erschien ihm ein Mann von hoher Gestalt, dessen ehrwürdiges Angesicht glänzte, und welcher sprach: „Kehre zurück und geh zum Priester Sansala.“ Sabas aber entgegnete und sprach: „Sansala ist nicht zu Hause.“ Er war nämlich wegen der Verfolgung geflohen, und hielt sich im römischen Gebiete auf, war aber damals wegen des Osterfestes nach Hause zurückgekehrt. Daher gab Sabas, weil er von der Rückkehr desselben nichts wusste, diese Antwort, und wollte zum Priester Gutthika gehen. Da er nun dem Befehle jenes großen Mannes, den er gesehen, nicht gehorchen wollte, fiel plötzlich, obschon es damals heiter Wetter war, eine solche Schneemasse auf die Oberfläche der Erde, dass ihm der Weg versperrt wurde, und Sabas nicht weiter reisen konnte. Er sah es nun ein, dass er durch Gottes Willen von der Reise abgehalten werde, und dass Gott ihm befehle, zum Priester Sansala zu gehen. Daher dankte er Gott, kehrte zurück, traf dort zu seiner größten Freude den Priester Sansala, und erzählte ihm und Anderen, was er auf der Reise gesehen hatte. Sie feierten also das Osterfest miteinander. In der dritten Nacht nach der Feier aber kam nach einem Beschlusse der Gottlosen Atharid, der Sohn des Schotest, eines Gewaltigen des Landes, mit bewaffneter Mannschaft von gottlosen Räubern in den Flecken, stürmte in die Behausung des Priesters, den er da im Schlafe traf, ließ ihn zugleich mit Sabas, den sie nackt aus seinem Bette gerissen hatten, mit Ketten beladen, und den Priester auf einen Wagen werfen, den Sabas aber schleppten die Soldaten nackt, wie er geboren ward (Die Alten lagen nackt im Bette, das Gewand breiteten sie Nachts über sich als Decke. Siehe Stollbergs Geschichte der Religion Jesu 12ten Teil S. 277) durch Dornengesträuche, welche sie vor kurzem angezündet hatten, und zerfleischten mit unmenschlichen Geißelhieben und Streichen seinen Körper so grausam und wütend waren sie gegen die Diener Gottes. Allein die Grausamkeit der Feinde diente nur zur Übung der Geduld und des Glaubens jenes gerechten Mannes. Denn, als der Tag anbrach, rühmte er sich im Herrn und redete seine Verfolger auf folgende Weise an: „Habt ihm mich nicht nackt und unbeschuht durch Hecken und Dornen geschleift? Sehet da, ob ihr den mindesten Ritz an meinen Füssen gewahret, und ob die Striche, die ihr mir gegeben habt, auf meinem Körper nur eine Beule zurückgelassen haben.“ Da sie nun an seinem Leibe keine Spur ihrer Grausamkeit gewahr wurden, nahmen sie ein Achse von einem Wagen, legten sie ihm über die Schultern, und banden an die beiden Enden derselben seine Hände; an eine andere Achse banden sie ihm die Füße. So nun warfen sie ihn auf zwei Achsen, so dass er mit dem Rücken auf dem Boden lag, und sie hörten nicht eher auf, ihn zu peinigen, bis der größte Teil der Nacht worüber war.

Allein, während die Soldaten schliefen, kam die Frau, bei welcher sie ihr Nachtlager genommen, herbei, und band ihn los. Sie war nämlich nachts aufgeweckt worden, um für ihre Dienstboten das Essen zu bereiten. Sabas aber blieb, nachdem er losgebunden worden war, unerschrocken an demselben Orte bei der Frau, und half ihr das Essen zu bereiten. Als aber nach dem Anbruche des Tages der grausame Atharid dieses erfuhr, ließ er ihm die Hände auf den Rücken binden, und an einem Balken des Hauses aufhängen.

Kurz darauf kamen Abgeordnete von Aatharid, brachten Speisen, welche den Götzen geopfert worden waren, und sprachen zum Priester (Sansala) und zu Sabas so: „Dieses schickt euch der große Atharid, auf dass ihr davon esset und euer Leben vom Tode rettet.“ Der Priester antwortete: „Dieses werden wir nicht essen; denn es ist uns nicht erlaubt. Ersuchet daher den Atharid, dass er uns lieber an das Kreuz schlagen, oder auf eine andere Art hinrichten lasse.“ Der selige Sabas aber erwiderte: „Wer hat dieses geschickt?“ Sie antworteten: „Unser Herr, Atharid.“ Sabas versetzte: „Es gibt nur Ein Herr, Gott im Himmel. Diese Speisen des Verderbens sind unrein und unheilig, wie auch Atharid selbst, von welchem sie geschickt wurden.“ Bei diesen Antworten des Sabas geriet einer der Sklaven des Atharid in Zorn, und versetzte ihm mit einer Mörserkeule einen so heftigen Schlag auf die Brust, dass die Anwesenden ihn für tot hielten. Allein jener überwand durch seinen frommen Eifer den Schmerz des Schlages und sprach zu dem Täter: „Du meinst wohl, du habest mich durch deinen Schlag getötet? Ich versichere dir aber, dass ich eben so wenig Schmerz verspürt habe, als wenn du mir einen Wollepflock auf die Brust geworfen hättest.“ Und der augenscheinliche Beweis davon war, dass er weder einen Laut von sich gegeben, noch, wie es bei dem Schmerze zu geschehen pflegt, einen Seufzer ausgestoßen hatte, noch an seinem Körper irgend eine Spur des Schlages sich zeigte.

Atharid erhielt Kunde von allem diesem, und befahl dann, dass Sabas getötet werde. Der Priester Sansala wurde freigelassen, und die Diener der Gottlosigkeit schleppten den Sabas zu dem Flusse, welcher Musäus (Massovo, in der Walachei) heißt, um ihn da zu ersäufen. Der gottselige Mann aber, welcher des Gebotes des Herrn eingedenk war, und den Nächsten wie sich selbst liebte, sprach: „Worin hat der Priester sich verfehlt, dass er nicht mit mir stirbt?“ Die Diener antworteten: „Dieses darfst du nicht vorschreiben.“ Hierauf rief er im Heiligen Geiste frohlockend aus und sprach: „Gepriesen seiest du, Herr, und gelobt sei der Namen deines Sohnes in Ewigkeit. Amen. Denn Atharid hat sich selbst zum Tode und ewigen Verderben verdammt, mich aber schickt er zum ewigen Leben. Denn so hat es dir gefallen an deinen Dienern, Herr unser Gott!“ Und während er fortgeschleppt wurde, hörte er nicht auf, Gott zu loben, indem er glaubt, dass die Drangsale dieser Zeit nicht zu vergleichen seien mit der Herrlichkeit, welche an den Heiligen wird offenbart werden. Da er aber zum Ufer des Flusses geführt worden war, sprachen die Soldaten untereinander: „Dieser Mensch ist unschuldig, warum geben wir ihn nicht frei? Denn Atharid wird dieses niemals erfahren.“ Aber der Heilige sagt zu ihnen: „Warum schwätzet ihr, und tuet nicht vielmehr, was euch befohlen ist? Ich sehe, was ihr nicht sehen könnt. Sehet, am andern Ufer stehen diejenigen, welche mich in die Herrlichkeit aufnehmen werden.“

Hierauf führten sie ihn zum Wasser, während er Gott dankte und ihn pries, (denn sein Geist tat dieses unablässlich bis zum Ende), warfen sie ihn in den Fluss und ertränkten ihn in der Tiefe mit jenem Holze, das sie an seinen Hals gebunden hatten. Indem er so durch das Holz und Wasser starb, wies er auf das wahre Zeichen des Menschenheiles hin. Er war aber achtunddreißig Jahre alt. Die Märtyrerkrone erhielt er am fünften Wochentage nach Ostern, das ist, am zwölften April, unter der Regierung der Kaiser Valentinian und Valens, und unter dem Konsulate des Modestus und Aritheus.

Hierauf zogen ihn die Mörder aus dem Wasser, und ließen ihn unbeerdigt liegen. Aber weder die wilden Tiere, noch die Vögel berührten seine Überreste, sondern diese wurden von den frommen Brüdern erhalten, und der berühmte Befehlshaber Scytiens, Junius Soranus, ein gottesfürchtiger Mann, schickte seine unter Begleitung glaubwürdiger Männer aus dem Barbarenlande in das römische Gebiet. Und weil er seinem Vaterlande einen Dienst erweisen wollte, sendet er dieses kostbare Geschenk, diese herrliche Glaubensfrucht, nach Kappadocien zu Euerer Gottseligkeit nach dem Willen der Priester und der Fügung des Herrn, welcher seine Gnade denen verleiht, welche dulden und ihn fürchten. Bringet daher an dem Tage, an welchem der Blutzeuge gekrönt ward, das Opfer dar, und berichtet diese Euern anderen Brüdern, damit in der ganzen katholischen und apostolischen Kirche die Christen frohlocken und den Herrn lobpreisen, welcher seine Diener auserwählt hat. Grüßet alle Heiligen. Es grüßen Euch die, welche mit uns Verfolgung leiden. Dem aber, der uns durch seine Gnade und Güte in das Himmelreich führen kann, sei Ruhm und Ehre, das Reich und die Herrlichkeit mit dem eingebornen Sohne und heiligen Geiste in Ewigkeit. Amen!“




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