Cyrill von Saloniki

Konstantin - so sein Taufname - gilt mit seinem älteren Bruder Method als Missionar Osteuropas, wird als "Lehrer und Erleuchter der Slawen" bezeichnet. Die beiden Brüder waren Söhne des hohen byzantinischen Offiziers Leontios und erhielten eine ausgezeichnete theologische und humanistische Ausbildung am Hof von Kaiser Emmanuel III. in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul. Beide waren feinsinnig, Konstantin war der Künstler unter den beiden, hatte von Jugend auf die slawische Sprache erlernt; seine Übersetzungen der Evangelientexte und Gebete ins Slawische sind Gedichte und Kunstwerke. Er lehnte eine aussichtsreiche Eheschließung ab, ließ sich zum Priester weihen und wirkte als Bibliothekar des Patriarchen. Nach einer Erfahrung im Kloster wurde er Lehrer der heiligen und profanen Wissenschaften. Sein Vorbild veranlasste dann seinen Bruder Method, ins Kloster einzutreten. Den versierten Theologen entsandte Kaiser Michael III. Konstantin zusammen mit Patriarch == Photios I. 854 nach Samarra zu Glaubensgesprächen mit den Arabern anlässlich einer Gesandtschaft an den Kalifen Mutawakkil wegen eines Gefangenenaustausches und 860 / 861 zusammen mit seinem Bruder als Leiter der Delegation zu einer Disputation mit den judaisierenden Chazaren auf der Halbinsel Krim, wovon sein für den Patriarchen und den Kaiser verfasstes Memorandum Zeugnis ablegt.

Um 861 wurde der byzantinische Kaiser Michael III. von Rastislav, dem Fürsten des Großmährischen Reiches, um Entsendung von Lehrern gebeten, die auch die byzantinischen Gesetzbücher ins Slawische übertragen sollten. Rastislav wollte die Ansprüche des Bistums Salzburg abwehren und den fränkisch-bayrischen Einfluss, der sich mit der Mission nach Osten ausgebreitet hatte, zurückdrängen. 863 wurden Konstantin und Method vom Kaiser ans Schwarze Meer gesandt, weil sie die Sprache der slawischen Nachbarn beherrschten. Hier fanden sie die Gebeine des vierten in der Liste der römische Päpste, Clemens I., und brachten sie später nach Rom.

Konstantin und Method übertrugen das Evangelium, die Psalmen und andere Texte des Alten Testaments sowie für den liturgischen Gebrauch notwendige und kirchenrechtliche Texte. Konstantin erfand extra eine für das Slawische geeignete, die "glagolitische" Schrift; erst sein Schüler Klemens von Ohrid entwickelte aus der glagolithischen dann die Schrift, deren Weiterentwicklung heute als "kyrillisch" bekannt ist. Als litugische Sprache benützten die Brüder das Slawische, was ihnen vom bayrischen Klerus zum Vorwurf gemacht wurde.

Auf die Slawenlehrer geht wahrscheinlich auch der Anfang einer slawischen Chronographie zurück. Die von ihnen praktizierte Inkulturation war ein wesentlicher Grund für den Missionserfolg. Wichtig war ihnen und besonders Konstantin, die slawische Kultur zu achten und das Evangelium in diese hineinzusprechen. Wegen der Differenzen mit den bayrisch-fränkischen Missionaren, die im Gebiet Rastislavs bereits vor ihrer Ankunft tätig waren, beschlossen Konstantin und Method 866, ihr Wirken nach Pannonien zu Fürst Kocel zu verlagern.

Bei einer Reise über Venedig nach Rom erhielten Konstantin und Method 867 von Papst Hadrian II. die Anerkennung des Slawischen als liturgischer Sprache. Konstantin erkrankte noch in Rom, verbrachte seine letzten Monate dort in einem Kloster, nahm den Ordensnamen Cyrill an und starb bereits mit 42 Jahren. Er wurde in der Kirche S. Clemente in Rom beigesetzt.

Funde im Umkreis von Nitra in Mähren bezeugen zwar bereits am Anfang des 9. Jahrhunderts eine dort vorhandene christliche Kultur, die überwiegende Zahl der Forscher hält dennoch an der Tradition der Mission Mährens durch die beiden Brüder fest. Konstantins literarisches Werk ist wegen der schlechten Überlieferung nur schwer zu ermitteln. Dennoch sind die Auswirkungen seiner Arbeit für die slawischen Länder Südosteuropas von hoher Bedeutung.

Das Gedächtnis Cyrills am 14. Februar wird bereits in einem altslawischen Evangeliar aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts und einem altrussischen Evangelium von 1056/57 genannt. Kaiser Karl IV. führte 1345 in Böhmen und Mähren den 9. März als kirchlichen Feiertag zum Andenken an Cyrill und Method ein, seitdem gelten sie als Schutzheiligen des tschechischen Volkes. Auch in polnischen Schriften aus jener Zeit wurden die Brüder als an diesem Tag geehrt verzeichnet, besonders in der Gegend von Krakau; für ganz Polen wurden sie im 19. Jahrhundert als Schutzheilige des Königreiches kanonisiert. Auch in anderen slawischen Ländern blühte die Verehrung im 19. Jahrhundert, v.a. im Zusammenhang mit nationalen Bestrebungen und bestärkt durch 1000-Jahr-Feiern. In Bulgarien ist der 24. Mai der Tag des slawischen Schrifttums und der bulgarischen Kultur und Bildung; an diesem Tag feiern dort alle Schulen und Universitäten den "Tag der Heiligen Brüder Cyrill und Method". Am 5. Juli wird in Tschechien und in der Slowakei der Tag von Cyrills Eintreffen im Großmährischen Reich als Nationalfeiertag begangen.

Method von Mähren

Michael war ein Bruder des Cyrill von Saloniki. Sie waren Söhne eines kaiserlichen Beamten, Michael war der ältere der beiden und wie sein Bruder zunächst im Staatsdienst in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - tätig. 840 trat er unter dem Ordensnamen Method in ein Kloster ein. Als Abt des Kloster begleitete er Cyrill zur Disputation mit den Chazaren auf der Halbinsel Krim und dann auf die Missionsreisen unter den Slawen.

Für ihre Mission in den slawischen Gebieten hatten Method und sein Bruder die in der Liturgie verwendeten Evangelienteile und Gebete ins Slawische übersetzt und in der eigens von Cyrill entwickelten "Glagolitischen" Schrift niedergeschrieben.

Nachdem sein Bruder mit 42 Jahren starb, wurde Method 869 in Rom zum Erzbischof von Pannonien und Mähren ernannt. Seinem Bruder Cyrill hatte er auf dessen Sterbebett das Versprechen gegeben, bei der Slavenmission auszuharren, obwohl sein Herz ihn zurück in die Abgeschiedenheit und Stille eines Klosters zog. Das Wirken der beiden war von fränkisch-bayrischer Seite mit Misstrauen beobachtet worden; kritisiert wurde die Verwendung der slawischen Sprache, Hauptpunkt war aber die Unabhängigkeit von der deutschen Reichskirche, die sich selbst im Osten ausbreiten wollte. Nach der Niederlage des Großmährischen Fürsten Rastislav gegen Ostfrankenkönig Ludwig den Deutschen 870 und Konflikten mit dem lateinischen Klerus erreichte Erzbischof Adalwin von Salzburg ein Urteil gegen Method und ließ ihn in Ellwangen inhaftieren; erst auf energische Intervention von Papst Johannes VIII. kam er 873 nach zweieinhalb Jahren wieder frei; Method konnte seine Arbeit in Mähren fortsetzen, musste dabei aber auf die slawische Sprache in der Liturgie verzichten.

Method bemühte sich, in Mähren eine eigenständige Kirche aufzubauen, die von der Reichskirche unabhängig sein und sowohl lateinisache als auch slawische Liturgie benutzen sollte, scheiterte aber. 881 / 882 kehrte er noch einmal nach Konstantinopel zurück und arbeitete weiter an Übersetzungen in die von den Brüdern geschaffene kirchenslawische Sprache. Kurz vor seinem Tod ernannte er == Gorazd zu seinem Nachfolger.

Method starb sechzehn Jahre nach seinem Bruder, in dessen Schatten er Zeit seines Lebens stand, nach alter Überlieferung in Weligrad - dem heutigen Staré Město bei Uherské Hradiště -, wo er demnach bestattet wurde. Kurz nach seinem Tod verbot Papst Stephan VI. die slawische Kirchensprache wieder. Methods Anhänger gingen nach Bulgarien, wo sie durch Fürst Boris willkommen waren. Hier wurde die von den Brüdern entwickelte Schrift weiterentwickelt und verbreite sich nun als nach Cyrillus benannte Schrift unter den Ostslawen und den orthodoxen Südslawen.




Back

PayPal