Der Legende zufolge wurde der Sohn eines heidnischen Senators Hylas in Mazzara - dem heutigen Mazara del Vallo auf Sizilien - von seiner Amme Crescentia und seinem Erzieher Modestus bekehrt. Schon als 7-jähriger wirkte er Wunder und wurde deshalb von seinem Vater geschlagen und vor den Richter gebracht, weil er nicht von seinem Glauben lassen wollte. Auch der Richter befahl, ihn zu schlagen, aber dem Richter und seinen Knechten verdorrten die Arme, worauf Vitus betete und sie heilte. Der Vater schloss ihn mit musizierenden und tanzenden Mädchen ein, die ihn verführen sollten. Als er ihn dabei durchs Schlüsselloch beobachtete, sah er seinen Sohn von sieben Engeln umgeben und wurde blind. Er gelobte vergeblich, einen Stier mit goldenen Hörnern im Jupiter-Tempel zu opfern; erst das Gebet des Sohnes heilte ihn. Trotzdem trachtete er ihm nun nach dem Leben, aber ein Engel veranlasste Vitus, mit seinem Lehrer Modestus und seiner Amme Creszentia auf einem Schiff nach Lukanien zu fliehen, wo ihnen ein Adler Brot brachte.

Vitus und seine Begleiter wurden entdeckt und zu Kaiser Diokletian gerufen. Vitus heilte zwar dessen besessenen Sohn, aber er weigerte sich auch jetzt, den Göttern zu opfern und wurde mit Modestus und Crescentia ins Gefängnis geworfen. Die schweren Eisenplatten, die sie erdrücken sollten, fielen von ihnen und Engel erleuchteten die Finsternis des Kerkers. Man warf sie in einen heißen Ölkessel, aber sie stiegen unversehrt heraus. Ein Löwe wurde auf sie gehetzt, aber der legte sich zahm zu ihren Füßen und leckte sie. Mit Modestus auf die Folterbank gespannt, um mit Haken zerfleischt zu werden, zerschlugen Blitze das Martergerät, ein Erdbeben ließ die Tempel rundum einstürzen, die Folterknechte und das entsetzt fliehende Volk wurden von den Trümmern erschlagen. Engel lösten Vitus, Modestus und Creszentia von ihren Fesseln, brachten sie nach Lukanien zurück und betteten sie am Ufer des Flusses Sele, wo sie ruhten und sanft im Gebet ihre Seelen aufgaben. Adler bewachten ihre Leiber, bis die fromme Witwe Florentia sie fand und bestattete.

Nach einer Legende soll Bischof Otto von Bamberg bei der Bekehrung der Pommern, die einen Hahn heilig hielten, ein silbernes Reliquiar mit Gebeinen von Vitus, das von einem Hahn gekrönt war, aufgestellt haben; dieses Reliquiar haben die Pommern anerkannt, so wurden sie durch die Kraft der Reliquien bekehrt.

Vitus' Verehrung ist schon früh belegt. Papst Gelasius I. weihte ihm eine Kirche, Papst Gregor I. berichtete von Klöstern auf Sizilien die seinen Namen tragen. Der Überlieferung zufolge wurden seine Gebeine 583 von Sizilien aufs italienische Festland übertragen, Abt Fulrad erwarb 756 Reliquien für sein Kloster in St-Denis; 836 kamen diese in die berühmte Abtei Corvey. Davon erwarb Herzog Wenzeslaus eine Armreliquie, für die er in Prag eine Kirche errichtete, aus der der Veits-Dom wuchs; hinzu kamen dort weitere Reliquien, die Kaiser Karl IV. in Pavia erwarb und die im 30-jährigen Krieg in Corvey geraubt wurden, darunter Veits Haupt. An rund 150 weiteren Orten erklärt man sich im Besitz von Reliquien. In Österreich tragen elf Orte seinen Namen, der bekannteste von ihnen ist St. Veit an der Glan in Kärnten.

Vitus ist einer der 14 Nothelfer. Über dreißig Patronate zeigen, wie volkstümlich und beliebt dieser Heilige geworden ist. Er wird traditionell von den an Chorea, dem "Veitstanz", Erkrankten angerufen; Chorea ist eine der Epilespie ähnliche Nervenkrankheit mit ungewollten, spastischen Bewegungen des gesamten Körpers, die sich willentlich nicht unterdrücken lassen und durch eine organische Schädigung im Zentralnervensystem bedingt sind.

Vielleicht weil Vitus' Gedenktag im Bereich der Sonnwende liegt, knüpft sich in der Volksfrömmigkeit an diesen Heiligen der Glaube, er sei für pünktliches Wachwerden ohne Uhr zuständig: "Heiliger St. Veit / wecke mich zur rechten Zeit; / nicht zu früh und nicht zu spät, / bis die Glocke ... schlägt." Er wird dargestellt mit einem Hahn, weil er den slawischen Lichtgott Svantovit verdrängte, dem Hühner und Hähne geopfert wurden. Der "Vidovdan", "Veits-Tag", war der Feiertag des altslawischen heidnischen Kriegsgottes Svantovit. Besondere Bedeutung hat der Vidovdan als Gedenk- und Feiertag in Serbien, weil am Veits-Tag 1389 die Schlacht zwischen Serben und Osmanen auf dem Amselfeld / Kosovo Polje stattfand, bei der die beiden Heerführer umkamen; aber als Symbol der Aufopferung für die Verteidigung des Christentums hat diese Schlacht trotz der Niederlage der Serben für die serbische Identität eine, ja mythologische Bedeutung. In keinem Land wird Veit so gefeiert wie in Serbien, auch wenn eigentlich nicht Veit gefeiert wird sondern eine - wenn auch nur symbolisch "gewonnene" - Schlacht.




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