Sabas wurde bereits im Alter von acht Jahren Basilianermönch in einem Kloster in seiner Heimat Kappadokien. Im Alter von 18 Jahren ging er der Überlieferung nach ins Heilige Land und wurde Schüler von Euthymius dem Großen und Theokthistos. Ab 469 lebte er als Einsiedler am Toten Meer bei Ruban und Kutila. 478 ging er - der Überlieferung nach gemäß der Weisung, die er von einem Engel erhalten hatte - an den Platz des späteren Klosters Mar Saba in der Kidronschlucht bei Jerusalem. Um ihn sammelte sich eine eigene Mönchsbrüderschaft. 483 wurde die die "große Laura" von Mar Saba gegründet - das älteste bis heute erhaltene Kloster in Israel. Der Überlieferung nach erschien Maria Sabas vor dem Bau der ersten Gebäude und versprach ihm, dass die Mönche, die in Geduld an diesem schwierigen Ort leben und ihre mönchischen Pflichten erfüllen würden, auf ihre Fürsprache das Heil erlangen würden, und dass die Laura bis zur zweiten Ankunft des Herrn erhalten bliebe. Tatsächlich wurde die Laura trotz aller Angriffe bis heute nicht zerstört. Als die erste kleine Kirche, genannt "Theoktistos", "von Gott selbst erbaut", und dem Heiligen Nikolaos geweiht, zu klein wurde, erbaute er die heutige Zentralkirche des Klosters zu Ehren der "Verkündigung der Gottesgebärerin", die 502 eingeweiht wurde. Er selbst wirkte als Abt und Lehrer des Mönchtums.

Charakteristisch für Sabas war der von den Vorbildern Euthymius und Theoktistos übernommene Brauch, die 40-tägige Fastenzeit nur mit ein wenig Brot und Wasser in der Wüste zwischen der seiner Laura und dem Toten Meer zu verbringen. Außer der "Großen Laura" gründete Sabas sieben weitere Klöster, darunter die Koinobia von Kastellia, das Koinobion der Novizen (Dokimon), Gadara, Nikopoleos, Spileon und Scholarion sowie die Laura von Eptastomon und die "Neue Laura". 494 wurde Sabas vom Patriarchen von Jerusalem zum Oberen aller Mönchssiedlungen in Israel ernannt.

Im Unterschied zur in Jerusalem verbreiteten Theologie unterstützte Sabas die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon. Als Gegner des Monophysitismus und der Lehre des Origines war er Mitglied von Gesandtschaften zu den Kaisern Anastasios I. im Jahr 511 und Justinian I. im Jahr 531. Bedeutend für die "Anbetung", die Gottesdienste in der Orthodoxen Kirche ist das "Typikon" von Sabas, das sich im Laufe der Zeit auch in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - und auf dem Berg Athos durchgesetzt hat, nachdem es mit Regeln des Studitenklosters in Konstantinopel kombiniert worden war. Charakteristisch für das Sabaitische Typikon ist, dass jeden Sonntag "Agrypnia", "Nachtwache" gehalten werden muss, dass die 150 Psalmen in 20 Abschnitte eingeteilt wurden, und anderes mehr. Es ist bis heute die Grundlage aller Überarbeitungen.

Nach Sabas' Tod und bis zur Zerstörung des Heiligen Landes durch die Perser im Jahr 614 und durch die Araber im Jahre 638 wuchs das Mönchtum in der Wüste Judäas und in der Laura zu hoher Blüte. In Mar Saba lebten 5000 Mönche und in der Wüste am Toten Meer, gab es insgesamt 15.000 Mönche und 70 Klöster. Auch nach den Kreuzzügen und unter der Vorherrschaft der Muslimen im Heiligen Land blieb Mar Saba das bedeutendste Kloster der Wüste.

Das Leben im Kloster Mar Saba ist bis heute sehr streng. Die byzantinische Zeit wird gewahrt, d.h.: die 12. Stunde des Tages fällt immer zusammen mit dem Sonnenuntergang. Die Gottesdienste beginnen ein oder zwei Stunden nach Mitternacht und dauern 6 bis 7 Stunden jeden Tag und zwischen 9 und 10 Stunden in der großen 40-tägigen Fastenzeit. Gegessen wird nur einmal am Tag, außer samstags, sonntags und an den großen Festtagen, wo zweimal aufgetischt wird. Während der 40-tägigen Fastenzeit besteht das Essen an den Wochentagen nur aus Trockennahrung. Weil Sabas als junger Mönch einmal von dem Gedanken versucht wurde, einen Apfel außerhalb der Essenszeit zu genießen, legte er sich selbst das Gebot auf, bis zu seinem Tod keinen Apfel mehr zu essen. Damit seine Mönche sich an seine Enthaltsamkeit erinnern und sie wahren, essen sie niemals Äpfel.

Als Sabas starb, wurde - so erzählt die Überlieferung - das Geschäft eines Christen in Jerusalem ausgeraubt. Dieser bat den Heiligen Theodor ihm zu helfen, erhielt aber keine Antwort. Nach fünf Tagen erschien ihm der Heilige, zeigte ihm, wo sich das gestohlene Gut befand, und erklärte ihm, dass er nicht früher kommen konnte, weil alle Heiligen den Auftrag hatten, die Sabas' Seele zu empfangen und an den Ort der Ruhe zu führen.

Cyrill von Skythopolis verfasste Sabas' Lebensgeschichte. Man sagt, dass er ebenso wie Theodosius alle seine Mönche zum Himmelreich geführt habe. Ein paar Jahre nach seinem Tod fand man Sabas Leichnam unverwest. Die Kreuzfahrer entwendeten ihn und brachten ihn nach Venedig. 1964 "verlangte der Heilige Savvas von den Lateinern in einer Vision, dass sie ihn in die Laura zurückbringen sollten" - so die orthodoxe Formulierung -, was dann tatsächlich 1965 geschah; in der alten Grabkammer von Mar Saba hat er nun seinen neuen Platz gefunden.

Am Grund des Felsens, auf dem Mar Saba erbaut ist, fließt ständig geheiligtes Wasser. Dieser Brunnen ist der einzige in der Wüste, der ständig Wasser gibt, von ihm trinken die Sabbaiten und die Pilger. Sabas wird angerufen als Helfer zur Heilung von Krebs und bei Kinderlosigkeit von Eheleuten. Früher gab es in der Laura eine Dattelpalme, deren Datteln die Unfruchtbarkeit der Eheleute heilte. Diese Palme vertrocknete 1965, kurz bevor Sabas' Leichnam in das Kloster überführt wurde. Dann wuchs aus der alten Wurzel wieder ein neues Bäumchen hervor, dessen Blätter dieselbe Eigenschaft haben: sie heilen die Unfruchtbarkeit, wenn man aus den Blättern Tee zubereitet und ihn nach angemessener Vorbereitung trinkt.




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